Vereinsgeschichte SC Drispenstedt ab 1911

Am 15.Mai 1911 trafen sich bei Gastwirt Thomas Marheineke (Thedchen) 15 junge Männer, mit dem Ziel, einen Spotverein zu gründen. Da in dieser Zeit die Sitten noch streng waren, und ein junger Mann unter 18 Jahren in einer öffentlichen Wirtschaft nicht geduldet wurde, fand sich doch ein Ausweg. Sie trafen sich in der kleinen Stube, rechts, bei Marheineke. Auf dem Tisch lag ein 15ltr. Fass Dunkelbier, denn auch Alkohol war für junge Leute verboten. Anwesende waren: Willi Wedekind, Allois Hillebrand, Karl Böhmer, Karl Hartwig, Bernhard Raabe, Ewald Raabe, Josef Lindemann, Heinrich Henze, Willi und Heinrich Marheineke aus Drispenstedt.

Aus Hildesheim waren anwesend und traten dem Sportverein bei: Alex Henning, Ernst Luxemburg, Gebr. Voges, Herrmann Maibaum. Zunächst wurde eine Mannschaft gemeldet, Vereinsfarben waren Blau-Rot (Blau-Rot gestreifter Dress, schwarze Hosen und Stutzen und weiße Fußballschuhe). So leicht wie es gedacht war, nach Herzenslust Fußball zu spielen, war es doch nicht. Die größte Sorge war ein Sportplatz. Niemand war bereit, dem jungen Verein einen Platz zur Verfügung zu stellen. Es waren außer den Spielern keine Interessenten da, im Gegenteil lauter Gegner dieser Sportart.

So bat man die betreffenden Bauern: “Können wir auf ihrem Feld Fußball spielen?“ Wenn ja luden sich die die auseinanderzunehmenden Tore auf den Buckel, die Eckfahnen unter dem Arm und zogen so auf ihr Spielfeld. Mal war es hinter dem Garten des Stadtguts, mal hinter der Bahn vor Hessens Hause. Die meisten Spiele waren jedoch hinter dem Hofe von Bauer Hartmann im Dorfe auf der dortigen Wiese. Der junge Verein machte, in spielerischer Hinsicht schnell Fortschritte. Zu diesem Zeitpunkt machte sich schon die Nähe der Stadt bemerkbar, denn einige Spieler wanderten zum VFB Hildesheim ab, der seiner Zeit in der Oberliga spielte.

Als im Jahre 1914 der erste Weltkrieg ausbrach und eine Welle der Begeisterung die Jugend ergriff, standen auch die damaligen Mitglieder der Mannschaften unseres Vereins nicht abseits. Sämtliche Spieler meldeten sich freiwillig zur Wehrmacht. Sie kehrten auch fast alle wieder, bis auf einen, den Sportkameraden Heinrich Henze. Im Jahre 1920, als alle den Weg in die Heimat zurückgefunden hatten, blühte der SC Drispenstedt wieder auf. Zur Eröffnung hatte man sich den spielstarken Norstemmen-Emmerke geladen. In einem dramatischen Kampf wurde Nordstemmen-Emmerke 2:1 geschlagen. Hinter dem Feld des Stadtgutes war der Platz hergerichtet worden. Folgende Mannschaft schaffte die Sensation: Josef Hilgendorf im Tor Engelbert Hartmann und Paul Rih in der Verteidigung, August Hesse, Franz Hartmann (Kreuz) und Ewald Raabe in der Läuferreihe, im Sturm von rechts Heinrich Griese, Karl Gerlach, Bernhard Raabe, Albert Gerlach und Karl Hartwig.

Der Sportverein blühte nun, aber das Primäre fehlte und das zog sich bis 1960 wie ein roter Faden durch die Vereinsgeschichte, ein eigener Sportplatz. Wenn auch die Sportorganisation der Katholischen Jugend versuchte den Verein zu halten, an der Sportplatzfrage und zuletzt an der sich ausbreitenden Inflation scheiterte alles. Die letzte Aktion war, sich die Kasse unter dem Arm zu nehmen, zum Krehla zu gehen und den schäbigen Rest zu verjubeln.

SC Drispenstedt Herrenmannschaft aus dem Jahr 1926:

 

Im Jahre 1928 war es der 1953 verstorbene Sportkamerad Karl Behrens, der mit Schwung und Elan den Sportverein wieder ins Leben rief. Er pachtete von dem Bauern Heinrich Schönefeld die brachliegende Tonkuhle, heute Müggelsee, und schuf für die Drispenstedter Jugend einen Sportplatz. Unter der Führung des Mannschaftsbegleiters Karl Runge machten sich die arbeitslosen Sportkameraden daran den Sportplatz herzurichten. Der Start mit 4 Mannschaften war respektabel.

Die erste und zweite Mannschaft stiegen zwei Jahre hintereinander auf, ein schöner Erfolg. Zu bemerken wäre noch, dass die Vereinsfarben Blau-Weis waren. Durch die sportlichen Erfolge stellten sich zahlende Zuschauer ein. Es ging bergauf mit dem Verein, Erfolge reihten sich an Erfolge. Mit den Erfolgen hielt aber auch die Arbeitslosigkeit Schritt. Es war schwierig, alle Spielverpflichtungen einzuhalten, nicht aus Spielermangel nein, aus Mangel der Fahrgelegenheit. Der Chronist weiß zu berichten von einer Fahrt nach Petze, Kreis Alfeld. Die Fahrt wurde mit Fahrrad unternommen, aber wer hatte ein Fahrrad? Also zwei auf einem Fahrrad, abwechselnd wurde gefahren, aber alle kamen mit. Unter den heutigen Verhältnissen wäre das gar nicht mehr möglich.

Die erste Mannschaft setzte ihre Erfolgsserie fort, und als im Jahr 1932 das Aufstiegsspiel gegen Sportfreunde Anderten bestritten wurde, war der absolute Höhepunkt erreicht. Im Falle eines Sieges wäre der Aufstieg in die Staffel geschafft worden, die der heutigen Amateurliga entsprich. Leider ging das Spiel mit 2:1 verloren und das war auch gleichzeitig das Todesurteil des so spielstarken Vereins. Die besten Leute wandern ab und in Drispenstedt kehrte Ruhe ein, der Fußball war wieder einmal erledigt. Die unselige Zeit des dritten Reiches begann, der Weltkrieg, die Zeit bis zur Währungsreform 1948. An Sport dachte zu der Zeit niemand in Drispenstedt, andere Sorgen bedrückten die Bürger unseres Ortes.

Erst im Jahre 1955 tat sich wieder etwas.

Aus der Dorfchronik von Heinrich Bertram sen.